KUNSTHANDWERK
Wunderbar erhaltenes, kostbares Lack-Kabinett
Spa, um 1770
Der belgische Ort Spa erlebte im 18. Jahrhundert nicht nur eine Blütezeit als berühmter Kurort – seinen zahlreichen Mineralwasser-Quellen wurden wichtige Heilkräfte nachgesagt – sondern auch als Zentrum europäischer Lackkunst. Mit kunstvoller Lackmalerei dekorierte Schachteln aller Art, Bonbonnièren, Dosen für Tee, Puder, Zigarren und Tabak oder Toilettengarnituren waren bei den betuchten und nicht selten bekrönten Kurgästen der Stadt, die bald den Beinamen „Café de l‘Europe“ erhielt, beliebte Sammlungsstücke.
Besonders kostbar waren kleine, in Lacktechnik verzierte Möbelstücke wie dieses prunkvolle Kabinett, allseitig in Schildpattmanier grundiert, großzügig brokatartig dekoriert und mit galanten chinoisen Szenerien bemalt. Da sowohl die Innenseiten der Türen und die Fronten der dahinter verborgenen Schübe verziert sind, als auch die Rückseite des Möbels, kann es sowohl geschlossen als auch geöffnet und frei stehend in einem Salon präsentiert werden. Die aufwändig in Goldlack gestalteten Chinoiserien spiegeln die exotischen, märchenhaften Vorstellungen eines hochkultivierten Reiches wider. Das in Europa nach dem Vorbild asiatischer Luxusgegenstände dekorierte Kabinett zeugt von der enormen Begeisterung für die exquisiten originalen Porzellane, Seidentapeten und Lackarbeiten aus Fernost.
Höhe 39 cm, Breite 46 cm, Tiefe 31 cm.
Huth, Lacquer of the West: History of a Craft and an Industry, Chicago 1971, S. 307ff.